Bettina Schlanze-Spitzner, geb. am 23.05.1902, war die Tochter einer wohlhabenden Familie aus Chemnitz. Schon mit 11 Jahren schrieb sie Gedichte, zeichnete und spielte Klavier. Nach der Mittleren Reife wollte sie ein Klavier- und Orgelstudium beginnen. Ihre Eltern verweigerten jedoch die Zustimmung und es kam zum Bruch.
Bettina pflegte eine revolutionäre Lebenseinstellung. In Hamburg engagierte sie sich in der Wandervogelbewegung und dem „Volksbund für das Deutschtum im Ausland“. Dadurch bekam sie 1922 Kontakte zur bedeutenden Wiener Dichterszene. Hugo von Hofmannsthal und Arthur Schnitzler gehörten zu ihren Förderern. 1923 heiratete sie Fritz Schlanze, einen deutschen Graphiker spanischer Herkunft. Weitere Stationen ihrer sehr bewegten 1. Lebenshälfte waren nach Wien Hamburg, eine Kaffeeplantage in Guatemala, 1924 Geburt ihrer Tochter Cordula Maria, Saint Paul in Minnesota, Scheidung, Rückkehr nach Chemnitz, Erkrankung an Leukämie, Heilung in einem Schweizer Sanatorium, weiter nach Berlin, wo sie als Sängerin und Schauspielerin arbeitete. Dabei wandelte sie dauernd zwischen zwei Welten: Der Kulturszene in Berlin und dem Landleben.
1942 dann der Wendepunkt: Der Umzug von Berlin in die Rhön nach Weyhers. Warum ihre Wahl auf Weyhers fiel, ist nicht belegt.
Von 1942 bis 1949 wohnte Bettina im Haus Weismüller am Motzküppel. 1945 nahm sie einen verwundeten Wehrmachtssoldaten als Pflegesohn an: Wolfgang Kensche, der zu ihrem Lebensbegleiter wurde. In dieser Zeit entstand das auf dem Deckblatt der Weyherser Chronik zu sehende Aquarell – s. bei Bilder.
Es ist Januar 1949: Mutter, Tochter und Pflegesohn sowie ein Schaf ziehen an einem bitterkalten Tag in die Hochrhön. Das Haus, mitten auf einer Wiese gelegen, war nass und kalt, ohne fließend Wasser und Strom. Hier fand sie ihre Heimat. Zitat: „Nur hier oben kann ich leben, die Rhön gibt mir alles.“
Die Tochter Maria verließ schon nach wenigen Tagen wieder die Behausung. Sie heiratete den Posthalter Rudolf Schlehuber aus Weyhers (Haus Nr. 25, Hausname Röses, heute Am Gericht 3). In der Nachkriegszeit betrieb Rudolf Schlehuber neben der Dienststelle als Posthalter eine Tabakveredelung. Für den Rhönklub hatte er zeitweilig das Schweinfurter Haus mit Gastronomie verwaltet. Beide zogen nach Kassel.
Bettina Schlanze-Spitzner sagte einmal: „Die Natur gibt mir viele Impulse. Man erlebt die Bindung an den Kosmos. Man lebt aus den Strömungen der Erde. Man besinnt sich auf die innere Welt.“ Raus aus den Zwängen der Gesellschaft, hin zum Wesentlichen. Zu einem Leben voller künstlerisch-schöpferischer Arbeit: Musik, Dichtung und Malerei.
Bettina Schlanze-Spitzner starb am 07.08.1984 in „ihrem Häuschen“. Sie wurde auf dem Friedhof von Oberwaldbehrungen zur letzten Ruhe gebettet.
Was für ein Leben einer starken Frau!
Dieser Text wurde gesprochen von Claudia Axt-Müller