Kolpingsaal




Sie befinden sich hier am Standort des ehemaligen Kolpingsaals von Weyhers. In 1928 wurde die Kolpingsfamilie Weyhers-Ebersberg als Katholischer Gesellenverein gegründet, in dem zu damaliger Zeit nur Männer Mitglied werden konnten. Das Wort Gesellenverein ebenso wie der Leitspruch „Gott segne das ehrbare Handwerk“ machen die Verbindung zum Handwerk deutlich, denn ursprünglich begann das Kolpingwerk als Gemeinschaft wandernder Handwerksgesellen und geht auf den Schustergesellen und späteren Priester Adolph Kolping zurück. .

ihrer Gründung in 1928 war es der Kolpingsfamilie in Weyhers ein Anliegen, die Talente und Fähigkeiten der Menschen zu fördern und sie zur aktiven Mitarbeit in der Gesellschaft zu motivieren - und das zu Zeiten, in denen es kaum Fernsehen gab und an Internet, Social-Media usw. mit all den Möglichkeiten noch keiner gedacht hat. Daher waren Vorträge, Kurse oder Ausstellungen genauso wichtig, wie die Stärkung der Gemeinschaft und Pflege der Geselligkeit. Für diese Zweck wurde in Zusammenarbeit mit der Gemeinde in 1931 der Kolpingsaal am Standort des heutigen Bürgerhauses gebaut. Dieser diente auch als Schulsaal. Im Archiv des Weyherser Ortsbeirates in der Alten Post steht noch heute ein Kolpingschrank, den ein Handwerker der Kolpingsfamilie damals in 1928 anl. der Gründung für das Hab und Gut seines Vereins und insbesondere die Kolpingfahne gebaut hatte. Durch Einschränkungen der damaligen Machthaber wurden die katholischen Gesellenvereine 1935 in Kolpingsfamilien umbenannt und aufgrund ihrer christlich-sozialen Werte und Ziele in der Zeit der Nationalsozialismus dann vollständig verboten. 1938 fand die letzte offizielle Versammlung der Kolpingsfamilie in Weyhers statt. Erst auf Initiative von Pfarrer Rübsam und Diözesanpräses Mönninger nahm in 1959 die Kolpingsfamilie wieder ihre aktive Arbeit auf und knüpfte an die früheren Aktivitäten an. Aus dieser Zeit der Wiedergründung stammte auch das sogenannte Familienbuch des neu aufgenommenen Kolpingsohnes Hubert Goldbach, das als Mitgliedsausweis und Beitragsnachweis diente. Nach dem die neue Schule am Ortsrand gebaut war und der alte Kolpingsaal nicht mehr als Schulraum benötigt wurde, musste er 1970 dem Neubau des Bürgerhauses weichen, in dem sich heute noch der Kolpingraum befindet. So mancher Weyherser aus dieser oder den vorhergehenden Generationen hat auch in der Ferne in einem der vielen Kolping-Gesellenhäuser insbesondere in größeren Städten gelebt, als er als Geselle auf Wanderschaft oder zur Meisterausbildung war. Handwerksgesellen gibt es heute nur noch wenige in der Kolpingsfamilie, deren Mitglieder heute entsprechend der Pfarrei weiter aus Weyhers, Ebersberg aber auch auch Ried kommen. Dennoch ist die Idee Kolpings nach wie vor aktuell: Die Nöte der Zeit zu erkennen und durch Bildung und Gemeinschaft auf Grundlage christlich-sozialer Werte die Menschen mit ihren Talenten und Fähigkeiten zu unterstützen, damit sie ihren eigenen Teil für eine friedliche und gerechte Gesellschaft beitragen. Die Zielgruppen haben sich lediglich vergrößert: Bereits seit Ende der 1960er Jahre können auch Frauen Mitglied werden. Die heutige Arbeit ist generationenübergreifend und umfasst ebenso Kinder und Jugendliche. Die wachsenden globalen Verbindungen haben ein weltweites internationales Kolpingwerk ermöglicht, in dem sich die Kolpingsfamilie Weyhers-Ebersberg e. V. durch Spendenaktionen und Informationsveranstaltungen für die Eine-Welt-Arbeit einbringt aber auch wichtige Projekte vor Ort aktiv unterstützt.

Diesen Text hat Brigitte Kram gesprochen

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